Zur Entstehungsgeschichte der Elferräte

Elferrat

In nahezu allen Karnevalsregionen unserer närrischen Republik sind die Elferräte ein fester Bestandteil des organisierten Karnevals. Deutlich abgegrenzt vom närrischen Fußvolk thronen die Elf Herren in der Regel hoch oben auf der Bühne in meist kunstvoll angefertigten Logen und genießen ihren „Platz an der Sonne“.

Bei der Suche nach dem Ursprung dieses Privilegs spielt die Zahl „Elf“ eine entscheidende Rolle. Die Elf entwickelte sich aus dem althochdeutschen „einslif“, was „Eins darüber“ bedeutet, also eins über zehn. Im Mittelalter kennzeichnete die Elf diejenigen Menschen, die aufgrund ihrer Maßlosigkeit und Sünden außerhalb der Sittengesetze standen, die also die zehn Gebote überschritten hatten. Der Verfasser dieses Textes will diesen Deutungsansatz angesichts der Ehrenhaftigkeit und Gesetzestreue der heutigen Elferräte nicht weiter vertiefen, zumal es weitere interessante Überlieferungen gibt.

Nach der zweifelhaften Auffassung des Soziologen Theo Fransen soll das historische Vorbild der Elferräte im holländischen Herzogtums Brabant zu finden sein. Am 4.11.1415 beschloss die Versammlung der sieben ältesten brabantischen Städte den Sohn des in einer Schlacht gefallenen Herzog von Burgund als seinen Nachfolger einzusetzen. Da dieser noch keine elf Jahre alt war, wurde ihm der „Raad vom ELLF“ zur Seite gestellt.

Da es einem rheinischen Elferrat jedoch schwer fallen dürfte, sich mit einem holländischen „Ellferraad“ zu identifizieren, soll auch die Entstehungstheorie der Aachener Jecken nicht unerwähnt bleiben. Diese rühmen sich, dass bei der Gründung des ersten Aachener Karnevalsvereins namens Florresei im Jahre 1829 der Grundstein der Elferräte gelegt wurde, indem elf Würdenträger in den Vorstand berufen wurden.

Aber auch diese Theorie vermag den rheinischen Karnevalisten mit kölscher Prägung nicht wirklich so überzeugen, so dass schließlich die Französische Revolution als historischer Ausgangspunkt bemüht werden muss. Bekanntlich lautet die Losung der französischen Revolution: „Egalité, Liberté, Fraternité – Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit“. Die ELF lässt sich aus den Anfangsbuchstaben dieses Postulates ableiten. In unserer geliebten Vaterstadt Köln soll es während der französischen Besatzung zu Beginn des 19. Jahrhunderts Räte gegeben haben, welche sich die Verteidigung dieser Bürgerrechte auf die Fahne geschrieben hatten. Die mit elf Männern besetzten Räte wurden anlässlich der Rheinischen Karnevalsreform von 1823 offiziell in den von nun an organisierten kölschen Karneval integriert, um das Leitbild der französischen Revolution, versteckt unter der Narrenkappe, gegenüber dem (Narren-)Volk zu vertreten.

Das noch heute geltende Motte „Unter der Narrenkappe sind alle gleich“ findet also seinen Ursprung in der französischen Revolution.

Und wenn die nicht gestorben sind , so … .

Der Verfasser erhebt keinen Anspruch auf die Richtigkeit und Vollständigkeit der dargestellten Theorien.